0002 (1415)

ich will für mich nüchtern bleiben

Elegie.

Vielleicht sind das nicht nur die selbstauferlegten Schranken, vielleicht sind das auch die Chancen, die funkeln, nicht nur für einen selbst sondern eben auch für Andere, mehr oder weniger gleichmäßig. Als würde man vor Anderen stehen, sie berühren können und trotzdem rutscht man an der Frischhaltefolie um sie herum ab.
Ich weiß, welche seine Orte sind und ich weiß, welchen Preis ich dafür zahlte – meine emotionale, meine intellektuelle, meine ganz persönliche Freiheit. Nie wieder einem Menschen, nie wieder einem Wesen mit Leidenschaft begegnen, so die Schlussfolgerung damals, nur noch Dingen. Nicht mein Fokus.

Neues Kapitel, neue Seite, weiß, frisch, nicht zu Tode geweißt, nicht mit Säure versetzt. Nicht vergilbt, keine Schandtaten alter Zeiten ins Papier eingelassen. Weißt du, ich sehe das immer so sehr in den Rillen, in denen, die man erst dann sehen kann, wenn man ganz nah mit dem Auge an die Oberfläche geht. So, als könnte man beinahe schon anfangen zu atmen, obwohl man gerade noch den Kopf unter Wasser hält. Ich wollte doch nur auch mal am relevantesten sein, damals, die Kommentare nicht erst alphabetisch sortieren müssen um zu wissen, wer ich wirklich bin. Nein.
Neuer Atemzug. Ich möchte nicht mehr von der Freiheit erzählen, die ich eingebüßt, ich möchte von der erzählen, die ich gewonnen habe. Lange habe ich an ihr gefeilt und lange habe ich mich von ihr ferngehalten, denn sie zerstört mein bisheriges Muster, mein Wertesystem. Sie fährt durch das hindurch, was mich ausgemacht hat, ein paar Jahre, mindestens aber ein paar Sommer oder Frühjahre lang. 

Retrospektive. 

Du bist in einem Krankenhaus und schreibst deine Abschiedsbriefe. Per Hand. Andere können sie sehen, aber sie sagen nichts dazu. Du weißt, dass sie wegen dir den Balkon gesperrt haben und du weißt, dass wegen dir alle Fenster zugeschlossen worden sind. Du weißt, dass sie dich dazu überreden wollen, mehr über dich zu sprechen und mehr stimmungsberuhigende Medikamente zu nehmen. Zwei Wochen später serviert man dir Enttäuschung auf einem Tablett und die passende Medikation dazu. Du verkommst zu einem Schatten deiner Selbst und schreibst noch mehr Abschiedsbriefe, nein, neue Versionen davon. Du fühlst dich so responsiv wie eine Kartoffel. Trotzdem willst du nach Hause, denn du fühlst dich so langsam wie unschön geformter Blocksatz, aber du willst atmen, du musst atmen bei dir, in dir, du willst nicht mehr in unwirklichen Orten leben, die dich noch weiter von jeglicher Form von Realität entfernen, du willst Kontrolle wiedererlangen über deinen Alltag, über deine Beschäftigungsformen, du willst einen funktionierenden Internetzugang, du willst dich nicht fühlen wie eine Weggesperrte, denn das hast du jahrelang schon so getan, ja, hast du, dieses weggesperrt sein in einem drin, das ist womöglich noch grausamer als sagen zu müssen: ihr könnt mich in der Psychiatrie besuchen kommen. Dann kommen sie noch weniger.
Ein paar Tage später liegst du mit Nierenkolik und kurz vorm Nierenversagen in deinem eigenen Bett und bist eigentlich tot. Einige fürchten es, deshalb fragen sie sich durch nach einem Wort von dir, einem, das es gerade nicht geben kann, Andere erwarten es, deshalb sagen sie dir nichts mehr, kein Wort, mindestens seitdem. Wem könnte man es auch verdenken. Das Schuldgefühl treibt Blüten in dir, selbst bei Bewusstlosigkeit.

Katharsis.

Der Arzt sagt es, der Therapeut auch. Sie müssen mal raus hier. Die Nächte über kann ich nicht schlafen, meist weine ich oder fühle nichts. Dann schwemmt es mich zwischen den Hausfassaden vergangener Jahrhunderte in die Sonne. Fremde Menschen, die eine mir vertraute aber trotzdem unbekannte Sprache sprechen. Sie verstehen mich komplett, ich verstehe nur ein kleines bisschen von dem, was sie sagen. Durch sie und mich fließt nicht das gleiche Blut, doch die Folien schmelzen. Sie schauen mich an und auch wenn sie etwas an mir stören sollte: sie sehen nicht durch mich hindurch. Sie sehen in meine Augen, sie rempeln mich an, sie weichen mir nicht aus. Sie kraulen mir die Seele und sie lieben mich, mindestens für ein Wochenende lang und sie wissen von all dem Schmerz und der Angst und anstatt mich zu verlassen, drücken sie mir die Hand und sind Dünger für meine Innereien. Ich traue mich, sie vorbehaltlos zurück zu lieben.
Wieder zurück in der großen Stadt beginne ich, mich durch meinen Schmerz zu wühlen und arrangiere ihn, Stück für Stück, langsam, als hätten sich nur kleine Mosaiksteine in meinem Getriebe verirrt und ein paar Kratzspuren hinterlassen.

Ich treibe meine Kerben nach außen und beginne, öffentlich zu frieren, mich zu schütteln, hier und da meine Stimme zu verlieren. Da ist die Angst, sie lungert in jedem Schritt, mindestens aber in jedem ersten den ich tue, jeder Tag eine neue Angst, irgendwann aber ist deren Allgegenwärtigkeit die einzige Gewissheit. Nie wieder sich selbst kompromittieren aus Angst. Sie glauben an mich und kennen dabei nur die Stücke von mir, die ich ihnen gebe, die ich ihnen präsentiere, sie kennen nur meinen Dickicht, den in visueller Form, sie hören mich reden und zum ersten Mal seit ein paar Jahren beginnt meine Frischhaltefolie Andere mit mir zusammen einzuhüllen, zuzudecken, sanft, die Angst vor den Toren meiner inneren Stadt.

Der von mir errichtete, mich begrenzende Determinismus, das Bewusstsein um die Chemie meines Gehirns, die Angst vor den Menschen und die Enttäuschung durch manche, die dadurch gelebte Kunst. Und ich streiche über die Freiheit, die ich gefunden habe, die, die ich nicht kenne, die, vor der ich Angst habe. Denke zurück. Vielleicht war es einsam, vielleicht war es leicht. Ich kann mir vorstellen, dass es sehr traurig gewesen sein könnte und ich möchte dir über die Augen streichen oder über deine Hand – denn es gibt nichts schlimmeres als Ruinen in Körpern drin. Da spreche ich aus Erfahrung.

(Ólafur Arnalds – Fok)

Dies ist Teil eines Text-Ping-Pongs. Mit anderen Worten: dies ist eine Antwort auf einen Text von Julien Nägele, auch bekannt als Ein Autor. Weitere Kollaborationen und eine Fortsetzung dieses Ping-Pongs sind nicht ausgeschlossen bzw mehr als nur wahrscheinlich. Bleiben Sie dran!

I shut doors and windows

Untitled by smallcutsensations
Untitled by smallcutsensations

Irgendwann lerne ich meine Plattentektonik auswendig. Verstehe vielleicht, wieso es in manchen Organen Sollbruchstellen gibt und manche von ihnen Rohrkrepierer sind. Eventuell erfahre ich dann, welche Prosa erwünscht ist, welche ignoriert wird. Die Antwort habe ich schon, keine ist erwünscht. Das Knacken meiner mich begrenzenden Schichten, Implosion.
Irgendwann lerne ich die Grausamkeit der Dinge zu ertragen; immer wieder tappe ich in meine eigene Altruismus-Falle. Nicht alle lieben andere Menschen, einfach so. Und denen, die das tun, unterstellen sie eine Agenda. Nie wieder einem anderen Menschen leidenschaftlich begegnen, vielleicht nur noch Dingen; aber ich lerne doch nie, ich lasse sie nur weiter meine Erfahrungswerte bestätigen. Man muss Angst davor haben, mehr als vor sich selbst.

Immer diese Erdbeben, mehr als eine neun auf der Richterskala. Zwei habe ich schon verloren, drei kommen 2014 hinzu. Nicht mehr da, verschluckt.
Alles was ich sehe, sind Ruinen. Und man trägt noch weitere große Steine ab, zerbröselt und verteilt sie in den Wüsten über die manche mit dem Flugzeug fliegen.

Implosion. Ich kann mich nicht viel kleiner machen, der Körper frisst mich schon auf.
Es gibt mich nicht. Und es hört nicht auf, wehzutun. Nicht mein Fokus, nicht mein Fokus, nicht mein Fokus. Das hier wird niemals dreißig.

helvete

Oblivion II

Untitled by smallcutsensations

Ich sitze im Leibchen auf den Gedankenterassen dieser Welt, kaufe Bücher, die ich nie lesen, Vinyl, das ich selten hören, sehne mich nach etwas, das ich kaum bis selten sehen werde. Meine Muster und die Unvorhersehbarkeit der Hornhautbildung an den Fingerkuppen beim Schreiben, Lesen, Kreieren, beim Langfahren auf der Haut anderer Menschen. Ich denke an Frischhaltefolien, dabei ist meine eigene mit einer Art Imprägnierschicht versehen. Abgerutscht, nie gekannt, nie gefühlt.
Dabei hätte man zu gerne erzählt, was die Stille zwischen den Tönen ausmacht. So, wie ich immer den schnellsten Internetanschluss haben will, will ich immer das Absolute, keine Kopie, kein Lückenbüßer sein. Und dann verliert man Filme, verliert Originale, packt nur noch Kopien ein. Da liegt der Unterschied. Ich will ans Meer, ich will mein eigenes Manifest.

it’s hard to understand
‚cause when you’re really by yourself
it’s hard to find someone to hold your hand

Empire

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∆ 34
Ich möchte, dass du weißt, dass ich nicht mehr alles kann. Ich fühle mich nicht mehr sicher. Wenn ich das sage, ist es zu viel. Wenn ich es nicht sage, ist es zu wenig.

Es ist fast wie bei den Montagsgesprächen. Nur sitze ich bei Hedwig und nicht in der IAP. Wie geht es Ihnen? Er lächelt, ich antworte. Ich weiß es nicht. Es ist so, dass sich eigentlich nichts geändert hat im Vergleich zu vor meinem Aufenthalt. Manches ist sogar schlimmer geworden. Ich komme mit der Überforderung der Anderen nicht zurecht und ich bin dadurch sehr verletzt. Man wird schließlich nicht von einer psychiatrischen Station entlassen in einem gesunden Zustand. Bei einem gebrochenen Bein muss man auch erst noch in die Reha. Nur der Psyche gesteht man das nicht zu.
Wie sieht es mit Ihren Symptomen aus? Ich schlafe schlecht bis kaum, wache immer wieder auf. Meine Stimmung ist schlecht bis suboptimal. Ich fühle nichts mehr. Freude ist, wenn vorhanden, sehr kurzlebig. Ich ziehe mich momentan komplett zurück. Ob ich da bin oder nicht macht eh keinen Unterschied, glaube ich. Und die Suizidgedanken? Sind latent immer da. Sind sie akut? Sie sind schlimm. Und der Appetit? Ich esse nicht mehr viel, ich schätze, ich habe in der letzten Woche zwei Kilo abgenommen. Aber Sie wurden letzte Woche erst entlassen. Ja.
Der Psychologe holt meinen Stationsarzt dazu. Sie flüstern ein wenig auf dem Flur, dann kommen sie rein. So wie sie mich anschauen, fühlt es sich so an, als würden sie mich am liebsten direkt wieder dabehalten. E höre ich in der Küche lachen. Wie ist es mit der Unruhe? Es fehlen noch fünf Millimeter, dann bin ich drin. Also ist die Angst davor sehr groß. Und die Tagesverfassung? Am Morgen wache ich nicht ausgeruht auf, nachdem ich meine erste Dosis Antidepressiva genommen habe, habe ich das Gefühl, dass es besser geht. Meinen Peak habe ich zwei Stunden nach der zweiten Dosis. Gegen Abend dann laufe ich wieder gegen eine Wand.
Fühlen Sie sich bereit? Nein. Ich fühle mich wie den letzten Dreck. Aber ich möchte nicht wieder auf Station. Manchmal ist es eine Wahl zwischen Pest und Cholera. Nur wenn ich halbherzig und widerwillig auf Station zurückgehe, nehme ich jemandem einen Platz weg, der es dringender braucht. Tut man das potenziell nicht immer? Ich nicke und lache ein wenig. Ich will nicht wieder zurück.

Sie versuchen einen anderen Phasenstabilisator mit mir. Ich habe Panik vor dessen Nebenwirkungen. Wenigstens muss ich für die nächsten Wochen nicht mehr zu meinem originalen Quacksalber-Psychiater gehen.

Tried to kill it all away
But I remember everything
What have I become my sweetest friend?
Everyone I know goes away in the end

haematoma diary

Untitled by smallcutsensations
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∆ 33
Und dann erinnert man sich an die Tage von vor Jahren. Wie man gelernt hat, weißt du, alles. Wie das mit dem „leise sein“ geht. Die Treppen besonders leise hochlaufen kann, ohne, dass das ganze Haus vor sich hinknarzt. Zu versuchen, keine Spuren zu hinterlassen. Nichts, gar nicht, so, als hätte es einen nie gegeben.

Die Bilder im Kopf. Du, gehend. Die Wohnungstür hinter dir zuziehend. Ich stehe noch ein paar Minuten im Flur und höre den Geräuschen zu. Stufen. Dann knallt die Haustür. Schritte. Dann die Tür zum Innenhof. Ich stehe immer noch im Flur, mir ist kalt. Nichts. Ich kann mich nicht bewegen.
Die Bilder im Kopf. Sie, auf dem Sofa sitzend, hinter der Scheibe, durch die man schauen kann, wenn man es will. Ich stehe im Flur, nahe des Treppenabsatzes. Gespräche hören. Morgen Klinik, der König aller Krankheiten hat sich in den Körper geschlagen. Ich stehe immer noch Flur, mir ist kalt. Am nächsten Tag der Zettel mit Informationen auf dem Küchentisch.
Die Bilder im Kopf. Ich, in Schweden, die Luft an der Brücke zur Ostsee ist klar. Er geht den Kai entlang, sehr weit vor mir, mit dem Rücken zu meinem Gesicht. Ich fotografiere die Schritte im Schnee. Ein paar Minuten stehe ich noch da, wie angewurzelt. Er hat nichts gemerkt, er ist fast am Strand. Mir ist kalt.

Ich habe gelernt wie das geht mit dem leisen Weinen. Da schüttelt sich nichts, nur manchmal, als würde sich etwas in einem aufbäumen, meist sitze ich dann allein im Flur.

Die Bilder im Kopf. Ich liege neben dir, es ist drei Uhr zehn, nein, deine Arme liegen um mich herum. Das ist ein Trick. Das ist ein Trick. Im Schlaf drückst du mich an dich. Das ist ein Trick. Das ist ein Trick. Ich versuche so ruhig wie möglich zu atmen, um nicht zu wecken. Das Salzwasser läuft in Strömen aus meinen Augenwinkeln auf die Kopfkissen. Mir ist kalt. Ich kann mich nicht bewegen.
Die Bilder im Kopf. Sie sitzt fast neben mir, ein paar Meter entfernt, sie spricht nicht mit mir. Sie sieht mich nicht an. In den Augen der Anderen im Raum spiegelt sich der Herrnhuther Stern, der an der Decke hängt. Ich lege zwei kleine Sachen auf den Tisch. Sie sieht mich nicht an, sie spricht nicht mit mir. Ich setze mich zurück auf den gefliesten Boden. Von draußen zieht die Luft etwas durch die geschlossene Terrassentür. Ich friere.
Das Bild im Kopf. Sie sitzt auf meinem Bett, an den Heizungsrohren, es ist früh, sie weint. Ich spüre am Oberkörper noch den Abdruck ihrer Arme vom Flur. Du bist ein toller Mensch und es geht dir gerade gar nicht gut, sagt sie, mitten in die Worte fange ich an zitternd zu weinen. Ich fühle mich schuldig. Sonst fühle ich nichts.
Die Bilder im Kopf. Der geflieste Gang, der an Hogwarts erinnert. Ich werfe meine Energie zu 150 Prozent aus meinem Körper. Du umarmst mich, du gehst. Ich kann mich nicht mehr bewegen, ich glaube, ich erfriere.
Das Bild im Kopf. Eine kleine weiße Visitenkarte zum Abschied. Sie hat vorher nie wirklich mit mir gesprochen. Wir gehen zurück nach Hause. Am Flughafen applaudieren die beiden Anderen so lange, bis ich im Sicherheitsbereich hinter dem Gate bin. Ich drehe die Visitenkarte um. Tack för att du finns. Das Flugzeug steht lange auf dem Rollfeld. Man gibt mir eine Decke, weil ich zittere.

Dann die durch die Nacht leuchtenden Worte und der gepflasterte Weg, auf dem man draußen steht. Die Buchstaben brennen, ich bin aus Holz. Du stehst ein paar Meter von mir entfernt. Schaust mich nicht an. Sprichst nicht mit mir. Ich nehme den Schal ab. Mir ist kalt. Durch die Scheibe, hinter der man etwas erkennen kann, wenn man will, stehen sie und trinken Wein. Es gibt mich nicht, ich störe. Ich möchte gerne gehen, aber ich bleibe nur stumm.

Das Bild im Kopf. Er fragt mich, wie es mir geht, ich kam gerade von zu Hause. Gut, sage ich, er nickt und geht. Ich schlucke. Zwei Minuten später kommt er wieder. Setzt sich neben mich hin. Gut, das haben wir oft genug durchexerziert. Wie geht es wirklich? Ich fange an zu weinen, es ist mir unangenehm. Er spricht von Verantwortung, sich selbst und den Nahestehenden gegenüber. Man muss sich selbst als Lehrer gegenüber Anderen sehen, so wie die Anderen Lehrer für einen selbst sind. Die Ströme in meinem Gehirn eskalieren. Meine Energie schleudere ich mit 200 Prozent ins Nichts. Und man muss es auch so sehen, sagt er, es gibt in unserem altertümlichen Gehirn drei Grundmuster: Angriff, Wegrennen, Totstellen. Der Propfen in meiner Kehle schwillt an. Man drückt bei mir oft Taste zwei und drei, sage ich. Er muss weiter. Mir ist kalt.

Ich halte mich immer wieder von neuem an Worten fest, die sich selbst wegbrennen, stehe am Ende in der Asche. Alles andere wäre bestimmt nur ein Trick. Dann gehe ich ins Bad. Ich verbrenne mir mit Absicht die Hände in heißem Wasser.

and you don’t even feel a thing

Fold

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Sie können nicht damit umgehen, wenn Menschen, die Sie lieben, adäquat auf Ihre Situation vom Sonntag vor Ihrer Aufnahme hier reagieren.
– B., vor zwei Wochen.

Ich arbeite daran und ich bin immer noch nicht ganz schlüssig, wie viel ich sagen will. Hier. Das meine ich. Sonst bin ich immer sehr offen, sonst habe ich kein Problem damit, mich auszubluten, sonst habe ich kein Problem damit, dass man über mich Dinge weiß. Zuerst möchte ich mehr lernen, den Menschen, die ich liebe, gegenüber offener zu sein in der Hinsicht wie es mir geht. Leben ohne eine Fassade haben zu müssen.

Ich weiß nicht, wann ich wie viel mit Anderen teilen will oder werde. Nur so viel: Dinge bewegen sich, über Dinge wird geschrieben, Dinge werden bearbeitet. Dinge werden konzeptionell bedacht. Lernen, wie man über etwas, was für einen selbst unaussprechlich ist, sprechen kann. Oder schreiben. Je nachdem.
Ohne sich schuldig zu fühlen. Ohne sich klein zu fühlen. Ohne sich als nie genug oder immer zu viel zu fühlen. Ohne sich wie ein Nichts zu fühlen. Ohne sich alleingelassen zu fühlen. Ohne im schwarzen Loch im Kopf zu versinken.

please don’t let me down this time
I’ve come a long way to just fall back into line

I am more than dark water

Untitled by smallcutsensations
Untitled by smallcutsensations

Ich halte den Nacken hin. Nicht nur für das Messer sondern auch für den Biss.

Auf der Straße die Reste einer Nacht, irgendeiner, an manchen Häuserfronten in der Nähe trotzdem noch: Einschlusslöcher. Ein paar Meter weiter: verkohlte Schmetterlinge (auch wenn ich nicht weiß, wo diese herkommen).

An der Wand meines Zimmers, noch nicht aufgehängt, Werbung für eine Serie. Danger lies in losing control. Wasser, Rauschen. Die Gefahr liegt nicht nur im Kontrollverlust, die Gefahr liegt darin, zu kontrolliert zu sein, des Öfteren. Sie sagen es mir hier sehr deutlich.
Als wäre man versteinert und im Inneren dann die Einschusslöcher von was auch immer. Dabei möchte ich Dinge erleben und Freude an ihnen haben. Dabei möchte ich das auch kommunizieren. Ausgewählten Menschen. Die Angst vorm Kontrollverlust, die Angst vor den Möglichkeiten.

Ich halte also den Nacken hin. Nicht nur für das Messer, auch für den Biss.

even if we don’t know how to swim

hospital beds

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Hedwig.

I
wir liegen in den Betten
die Köpfe voller schwarzer Löcher
auf der Straße vor dem Haus
betrinken sich die Touristen

II
sie zeigen sich Bilder
ihrer Nahestehenden, so,
als wären es Panini-Sammelbilder,
tauschen will aber niemand
von ihnen, denn sie sind alles,
was bei ihnen geblieben ist

III
über uns
donnern donnern donnern
die Flugzeuge Richtung Tegel
in mir
donnern donnern donnern
die Ängste Richtung Kern

IV
gib mir Douglasien
und ich mache selbst ein
Nichts zu Kunst
stell mir die Bananen in
die Seiten, pass auf
auf mich. die Tunnelenden sind
sehr weit entfernt
wir: ungefähr mittig
andere: ziemlich außen vor
warten,
Gitter fehlen vor den Fenstern
der Kopf ist kein Verlies, nur
ist der Himmel etwas klein geworden

tell me the story of how you ended up here

hot coals

Untitled by smallcutsensations

Das sind keine Kreise, keine mit Zirkel gezogenen Spiralen; ich bewege mich durch deine Schlaglöcher und halte an unter der Laterne, die flackert, weil ich schreiben muss während die U-Bahn neben ihr unterirdisch vorbeizuziehen beginnt und alles so vor sich hinrennt: Sätze, Menschen, Autoteile und deine Gedanken an andere Dinge, Menschen, Erinnerungen. Alles, bloß nicht hier, das denkst du manchmal, jeder, bloß nicht ich, das denke ich manchmal. Nur verstehen kann man wenig, wenn man nicht miteinander spricht oder kannst du dich daran erinnern, wann du das letzte Mal den Bäumen und der Natur zugehört hast? Früher haben sie selbst Könige getötet, Königinnen sogar. Was tut man nicht alles für die eigene Unversehrtheit.

I don’t feel a thing
walking on hot coals

they tell me to sell my flesh like a butcher

Untitled by smallcutsensations

Untitled by smallcutsensations

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Brandmauern, weißt du? Brand. Mauern.
Aber ich habe keine Flammen in den Zwischenräumen gefunden, nie, auch nicht an den schwierigen Tagen, gezeichnet durch das Schweigen nach dem Sturm.
Wie man sich dann in die Umlaufbahnen zieht von planetenartigen Menschen. Mein Bedürfnis zu berühren, keine Parallele zu sein, nein, eher eine Tangente, nein, mehr als das. Wenn man sich dann ansieht, welche Ebenen in uns spielen, welche Schichten selbst diese durchziehen. Sind wir MDF-Platten in Menschenform?

I open my eyes so slowly