celestial

Untitled by smallcutsensations

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∆ 2

Als hätte mir das früher etwas ausgemacht. Als hätte ich hier und dort nicht darüber nachgedacht, was kommt. Wenn ich mir überlege, was ich dir erzählte, was ich dir noch vor fünf Jahren sagte, wenn ich daran denke, dass ich schon jetzt wieder in der Stadt mit L leben wollte, weiß ich beinahe gar nicht, wie ich das rechtfertigen soll, was jetzt ist. Letzte Chance in B und meine fehlenden Worte dazu. Dabei muss man doch nichts rechtfertigen in diesem Kontext.

Das ist das Aussteigen aus der noch rollenden U-Bahn, es fühlt sich an wie der erste Schritt nach einer längeren Zeit auf einem Laufband im Fitnessstudio; nicht, dass ich nicht schon vor Ewigkeiten aufgehört hätte, mich an solche Orten zu bringen. Man leidet doch lieber für sich allein, unbeobachtet. Ich dehne zu gern die Tiefenmuskulatur; das, was ich mal lernte, um mich zu entspannen: bewusst wahrnehmen.
Ich kann mir schon vorstellen, wie das ist, wenn man merkt, wie die anderen Leute aufwachen. Wenn man in Google Maps sieht, wie sich die Tag-Nacht-Grenze verschiebt. Wie unwirklich und wie absolut normal, weil es noch nie etwas war, was man greifen konnte. Das alles als gegeben hinnehmen. Darin formulieren sich zu viele Fragen, die nur du beantworten kannst.

Bist du schon dort angekommen, wo du ankommen willst? Ich erinnere mich an all die Briefe, die du mir schriebst und an all die Worte, die mich aufhorchen ließen, weil sie aus dem Kern kamen. Wie du jetzt die Wärme weitergibst, mit der du mich aufgebaut hast vor mehr als sechs Jahren. So unregelmäßig, wie wir uns sehen, so fest, wie das Band bleibt. Briefe, per Hand geschrieben, hebe ich immer auf, auch die, an die ich mich eigentlich nicht erinnern mag. Irgendwann kann man sie bestimmt zu etwas zusammensetzen, das beim rekonstruieren hilft, wenn man anderen erzählen möchte, wie das war, als man allem eine Bedeutung zuweisen musste. Jedem einzelnen Wort.
Daraus muss wohl zu schlussfolgern sein: vielleicht gibt es ebenso viele verschiedene Arten des Weitergehens wie es verschiedene Arten des Stehenbleibens gibt. Dich hat es stets weitergetrieben, du sagst immer, dass es nicht darum geht, wo man ankommt sondern wie. Und ich weiß noch, wie ich das bewundernswert fand und wie sehr es mich angetrieben hat. Gelassenheit oder besser gesagt: das, was ich darunter verstehe, habe ich von dir gelernt.

Eventuell kann ich dir an einem anderen Tag Antworten geben auf Fragen, die ich dir gestellt, selbst aber nie beantwortet habe. Hoffentlich sehe ich dich bald wieder. Dann steige ich wirklich öfter mal im schwedischen Nirgendwo aus dem Auto aus und fahre nicht nur daran vorbei.

what are you gonna do with that heart
when I lose myself in you