careful what you say next

Untitled by smallcutsensations

einunddreißig
Schneeverschmierte Schuhe, Tauwetter, ein voller Zug, als würde man über Sand laufen. Bin trotzdem pünktlich, stehe zwar in Wasser und fühle mich so verschwitzt, als wäre ich den ganzen Weg gerannt, aber es ist alles normal. Rote Wangen und zu viel Durst; Stadt im Stillstand. Ich erzähle ihr von Berlin, dann lese ich ihr vor, nicht alles, aber ich pausiere, füge hinzu durch kurzes Erklären, eigentlich hätte ich auch alles vorlesen können. Sie sagt mir, sie sei stolz auf mich, ich muss wieder unbeholfen lachen, sie greift einiges von dem, was sie gehört hat, auf. Wissen Sie eigentlich, wie stark Sie sind und wie weit Sie gekommen sind? Sie können wirklich stolz auf sich sein. Dabei rede ich wieder von der Angst vor Vorwürfen, dann von meinen Ängsten allgemein. So weit entfernt bin ich nicht von mir. Sie zeigen sogar die positiven Seiten auf. Ich nicke, es ist ja nicht so, als würde ich nie wieder gesund werden, im Gegenteil, momentan kann ich sogar sagen, die Erkrankung ist eine Bereicherung – ich glaube, ich kenne mich besser als so manch anderer, ich glaube, ich wäre nie so geworden, wie ich bin, wenn es dieses schwarze Loch im Kopf nicht gäbe. Mit sich selbst leben lernen, das ist es, vielleicht ist das das Problem, weil man sich nicht immer in den anderen spiegeln kann, weil man aber nur durch die Spiegelung der Anderen sich selbst begreifen kann. Ich bin so. So und nicht anders. Dann eine in Frage stellende Feststellung. Ich war so. So und nicht anders.
Behalten Sie das, was Sie mir vorgelesen haben, im Kopf, auch wenn es Ihnen mal nicht so gut geht. Sie haben es, auch aneinandergereiht, noch nie so klar und deutlich formuliert, denke ich. Ich weiß es nicht genau, ich nicke trotzdem. Draußen taut es weiter. 

lavender fingers
swallow my pollen

Hinterlasse einen Kommentar